Das Gastgewerbe und die Hotellerie leiden unter akutem Arbeitskräftemangel.
Die Österreicher:innen freuen sich, endlich wieder ohne Einschränkungen essen gehen, reisen und persönlich einkaufen zu können. Währenddessen haben Arbeitgeber im Tourismus Schwierigkeiten, genügend Personal zu finden, um die begeisterten Gäste auch angemessen zu bedienen.
Die Mitarbeiter:innen in Gastgewerbe und Hotellerie leiden seit langem unter niedrigen Löhnen, minimalen Sozialleistungen, langen Arbeitszeiten und Instabilität – hinzu kommen schlechte Arbeitsbedingungen und hohe Gesundheitsrisiken, die während der Pandemie noch zugenommen haben.
Während des Betriebsstillstands in den Corona-Lockdowns hatten die Beschäftigten im Tourismus plötzlich freie Zeit, um ihren Hobbys nachzugehen, sich andere Jobs zu suchen oder sich einfach nur auszuruhen. Viele stellten erst jetzt fest, dass sie ausgebrannt waren.
Umso wichtiger ist es, sich mit der Frage zu beschäftigen:
Wie können Arbeitgeber im Gastgewerbe und der Hotelleriebranche ihre Mitarbeitenden nun zur Rückkehr ermutigen?
Laut einer Umfrage des Beratungsinstituts lifeCREATOR Consulting stechen Top-Arbeitgeber vor allem bezüglich folgender Parameter aus der Masse hervor (absteigend gereiht nach Wichtigkeit für die Mitarbeitenden):
- gute Arbeitsatmosphäre
- Vertrauen in die einzelne Person und ihre Fähigkeiten
- Sicherheit des Arbeitsplatzes
Österreichs Beste Arbeitgeber bauen auf die Zertifizierung ihrer vertrauensbasierten Arbeitsplatzkultur und authentisches Employer-Branding. Wir haben im Folgenden eine Liste mit erfolgversprechenden Strategien der Besten Arbeitgeber als Orientierung zusammengestellt.
Hier gibt es ergänzend dazu die 12 Besten Praxisbeispiele "Österreichs Bester Arbeitgeber" als Gratis-Download:
Strategien für Mitarbeiter Recruiting in der Hotellerie und Gastronomie
1. Zweiseitige Gespräche führen
Bei zertifizierten Arbeitgebern geht es bei Vorstellungsgesprächen nicht nur um die Qualifikationen, sondern auch darum, mit welchen Erwartungen ein/e Bewerber:in an eine Stelle herangeht.
Beste Arbeitgeber legen Wert darauf, dass Mitarbeitende lange im Betrieb bleiben. Sie möchten, dass potenzielle Mitarbeitende genau wissen, wie der spätere Arbeitsalltag aussehen wird. Denn die neuen Teammitglieder sollen nicht unzufrieden oder gar unglücklich im Job sein.
In vielen Unternehmen sind Vorstellungsgespräche eine Einbahnstraße. Recruiter:innen beschäftigen sich mit Fragen wie „Verfügt der/die Bewerber:in über die richtigen Fähigkeiten, die richtige Einstellung und Erfahrung?“ und wollen darauf ganz bestimmte Antworten hören.
Allzu selten halten Arbeitgeber – insbesondere im Gastgewerbe – inne und lassen sich auf ein zweiseitiges Gespräch ein, indem sie die Bewerber:innen fragen, was sie sich von einem Arbeitsplatz wünschen.
2. Mundpropaganda nutzen
Wenn ein Arbeitsplatz ein großartiger Ort zum Arbeiten ist, gibt es kein besseres Rekrutierungsinstrument als die vorhandenen Mitarbeitenden.
Du kannst deine Mitarbeiter:innen dazu ermutigen, zu Markenbotschafter:innen zu werden. Bitte sie, auf Social-Media-Kanälen zu berichten, warum sie gerne für Dein Unternehmen arbeiten. Oder ermutige sie positive Kommentare auf DeinerJobseite oder auf Instagram zu posten.
Soziale Medien sind ein mächtiges Instrument, das in beide Richtungen wirken kann. Ehrlichkeit und Authentizität sind von entscheidender Bedeutung – alles, was nicht der Wahrheit entspricht oder unplausibel erscheint, kann und wird von Mitarbeitenden oder Kund:innen beanstandet werden.
3. Weiterempfehlungen der Mitarbeitenden belohnen
Leidet dein Betrieb an Arbeitskräftemangel? Dann wende dich aktiv an deine Mitarbeitenden. Niemand kennt dein Unternehmen so gut wie deine Teammitglieder. Biete deinen Mitarbeitenden als zusätzlichen Anreiz einen Weiterempfehlungsbonus. Dieser kann zum Beispiel nach 90 Tagen Betriebszugehörigkeit des neuen Teammitglieds ausbezahlt werden. Und eventuell nach 12 Monaten erneut zugesprochen werden.
Die meisten nachhaltig erfolgreichen Neueinstellungen kommen durch Weiterempfehlungen zustande. Mitarbeitende werden zu Markenbotschaftern und erzählen als „größte Fans“ ihres Unternehmens von seiner einzigartigen Kultur.
4. Vom Trinkgeld wegkommen
Die Abschaffung des Trinkgelds mag für manche eine kontroverse Idee sein, aber es gibt viele Erfolgsgeschichten von Restaurants, die diesen Schritt gesetzt haben. Durch die Abschaffung der Trinkgeldkultur können Restaurants auch Spannungen zwischen dem Personal im hinteren und vorderen Bereich des Hauses abbauen und eine größere Gleichheit am Arbeitsplatz fördern.
Ein Restaurantbesitzer stellte etwa fest, dass die neue Kein-Trinkgeld-Politik zu einer besseren Mitarbeiterbindung und einer besseren Atmosphäre am Arbeitsplatz führte:
Bevor das Trinkgeld abgeschafft wurde, mussten jedes Jahr zwei bis drei neue Mitarbeitende eingestellt werden. Seit der Abschaffung des Trinkgelds waren keine Nachbesetzungen mehr nötig. Sogar der Kundenservice hat sich verbessert, weil sich die Mitarbeitenden auf eine Dienstleistung in gleichbleibend hoher Qualität konzentrieren können, ohne um die besondere Gunst einzelner Kund:innen buhlen zu müssen.
Die Zeit und Mühe, die bisher für die ständige Schulung neuer Mitarbeitender aufgewendet werden musste, kann nun in andere Dinge gesteckt werden, die wieder dem Stammpersonal zugutekommen. Auch das Verhältnis zwischen Küchen- und Servicepersonal ist viel besser, weil alle auf der gleichen Lohnskala stehen.
Auch eine andere Gastronomin, die die Trinkgeldkultur in ihrem Unternehmen abgeschafft hat, konnte viele Vorteile für die Unternehmenskultur feststellen:
- Die besten Berufskellner:innen mussten nicht mehr um die Wochenendschichten mit den höchsten Trinkgeldern konkurrieren, sodass der Service in der Wochenmitte insgesamt besser war, weil die erfahrenen Mitarbeitenden gleichmäßiger verteilt waren.
- Dies bedeutete auch, dass die besten Kellner:innen mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen konnten und die neueren Mitarbeitenden mehr Geld verdienten, da sie nach dem alten Modell in der Regel die Schichten mit den niedrigeren Trinkgeldern bekamen.
5. Den Fokus auf Frauen richten
Gerade im Beherbergungs- und Gaststättengewerbe arbeiten überdurchschnittlich viele Frauen. Dennoch sind die Rahmenbedingungen für Frauen benachteiligend, vor allem wenn sie versuchen, Arbeit und Kinderbetreuung zu vereinbaren.
Zu den frauenorientierten Initiativen, die Beste Arbeitgeber in dieser Branche umgesetzt haben, gehören ein Programm für weibliche Führungskräfte und eine spezielle Schulung für Manager, die sich mit häuslicher Gewalt und ihren Anzeichen befassen, um rechtzeitig erkennen zu können, wenn jemand Unterstützung braucht.
6. Flexibel bei der Zeitplanung sein
Vom Restaurant bis zum Einzelhandel war das Gastgewerbe schon immer stark schichtorientiert und somit von zeitlicher Flexibilität geprägt. Und doch können späte Arbeitszeiten und kurzfristige Planungen dazu führen, dass sich die Mitarbeitenden genauso gefangen fühlen wie die traditionellen 9-to-5-Beschäftigten, insbesondere wenn etwas Dringendes ansteht. Die Lösung: eine flexible Abwesenheitsregelung.
Es kommt vor, dass sich Mitarbeitende selbst nicht wohl fühlen. Es kommt vor, dass sich ein betreuungspflichtiges Kind nicht wohl fühlt. Es kommt vor, dass ein Verwandter unerwartet zu Besuch kommt und Sie etwas Zeit mit ihm verbringen möchten.
Jede/r Mitarbeitende bekommt eine gewisse Anzahl von Anwesenheitspunkten, die, ohne einen Grund angeben zu müssen, in Absprache mit dem restlichen Team eingelöst werden können. In diesem Fall wird nicht nach dem Grund für die Abwesenheit gefragt, man muss sich also nicht rechtfertigen.
7. Persönlich werden
Best Workplaces™ wissen, dass das Engagement der Mitarbeitenden schon vor ihrer Einstellung beginnt. Deswegen umfasst das Onboarding ein Treffen mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Abteilungen, damit sich neue Mitarbeiter:innen schon vor ihrem Start als Teil des Teams fühlen können.
Und nach der Einstellung setzt sich diese persönliche und individuelle Herangehensweise in der Art und Weise fort, wie dieser Betrieb seine Mitarbeitenden belohnt. Denn Belohnungen und Anerkennung haben für jeden Menschen einen anderen Stellenwert. Manche mögen öffentliche Anerkennung, manche bevorzugen ein Zweiergespräch, manche wollen Geld, manche wollen Freizeit.
8. Löhne und Sozialleistungen erhöhen
Die vielleicht naheliegendste Lösung für den Einstellungsstau im Tourismus besteht darin, Löhne und Sozialleistungen anzubieten, die zu denen anderer Branchen konkurrenzfähig sind. Den Status quo ändern – das ist zugegebenermaßen leichter gesagt als getan. Das Gaststättengewerbe beispielsweise hat generell geringe Gewinnspannen und ist derzeit mit steigenden Lebensmittelkosten konfrontiert, was Lohnerhöhungen schwierig macht. Doch wie Arbeitgeber in anderen Branchen erkannt haben, bleiben Mitarbeitende, die fair entlohnt werden, eher im Unternehmen.
Wenn dein Team keinen Geldstress hat, ist es zufriedener, erfolgreicher und produktiver. Wenn du die finanzielle Situation deiner Teammitglieder verbesserst, fehlen sie weniger bei der Arbeit, sind sie engagierter, allgemein zufriedener und springen auch nicht zum erstbesten Konkurrenzunternehmen, das vielleicht einen Euro mehr pro Stunde bezahlt.
9. Die Stimmung der Mitarbeitenden durch Umfragen erfassen
Regelmäßige Umfragen zum Mitarbeiter-Engagement liefern nützliche Daten, anhand derer der Arbeitgeber feststellen kann, ob er Gefahr läuft, dass seine Mitarbeitenden in Massen abwandern.
Man sollte seine Mitarbeitenden so gut kennen, dass man niemals von einer Kündigung überrascht wird. Kontinuierliches Feedback und eine Politik der offenen Tür sind wesentliche Teile einer nachhaltigen Strategie zur Mitarbeiterbindung.
So erhältst du bessere Bewerbungen
Überprüfe das Wohlbefinden deiner Mitarbeitenden, um das Fluchtrisiko einzuschätzen und gegebenenfalls einzudämmen. Und hole dir die externe Bestätigung für deine herausragende Unternehmenskultur, innerhalb derer Menschen mit Begeisterung arbeiten!
Sprich noch heute mit uns über Recruiting und Mitarbeiter-Engagement. Wir haben die maßgeschneiderten Lösungen, nach denen Du seit langem suchst.