Anne Brüne ist Senior Consultant bei Great Place to Work® Deutschland.
Ihren Platz bei Great Place to Work® hat die studierte Sozialwissenschaftlerin Anne Brüne über ihr soziales Umfeld gefunden – eine Mitarbeitende der Organisation hatte sie damals angeworben. Das ist jetzt rund 16 Jahre her.
Lassen Sie sich das komplette Gespräch zwischen Doris Palz und Anne Brüne auf keinen Fall entgehen!
Y, oh why?
„Arbeit kann auch im Traum stattfinden – ich habe gelernt, die passiven Seiten der Arbeit schätzen zu lernen“, so Anne Brüne. Stabile Unternehmen schaffen, damit die Menschen dort an Krisen nicht scheitern, sondern wachsen: So beschreibt sie den Grund für ihre langjährige Treue zu Great Place to Work®. your Y® - TRUST IN GROWTH ist nicht nur der Name, sondern auch das Motto des Unternehmens, das Brüne mit ihrem Kollegen Darijo Višević gegründet hat.
Wo die Reise hingeht: Wie unterstützen wir Unternehmen in der Krise?
„Gesellschaftliche Transformationen schlagen sich auch im Kleinen nieder“, erklärt Brüne. „Je selbstbewusster Unternehmen und die Menschen dort werden, desto mehr Potenzial für Veränderung entsteht dort auch. Das spiegelt sich in den Prozessen der Entwicklung wider. Wer sich für diese Prozesse öffnet, schafft mehr. Als Beraterin trete ich dann in eine Beziehung mit den Unternehmen. So können wir gemeinsam Möglichkeiten statt zwingender Transformationen erarbeiten.“
Es bewegt sich viel in der Welt und damit auch in Bezug auf die Art, wie wir arbeiten.
Brüne weiß: Besonders viel tut sich derzeit im Bereich Nachhaltigkeit. Das Thema gewinnt an Dringlichkeit. Die Rolle der Unternehmen im Klimawandel und in der Ressourcenfrage dürfe man nicht ignorieren. Und sie ist überzeugt, dass wir es selbst in der Hand haben: „Wir sind arbeitende Menschen – wir sitzen am Hebel und können mitwirken.“
Anne Brünes Unternehmen your Y® legt viel Wert auf Sinnstiftung. In den Kooperationen geht es natürlich auch darum, durch nachhaltige Konzepte Sinn zu stiften. Doch egal welche Ziele sich Unternehmen vornehmen: Sie müssen klar definiert sein und gemeinsam gesetzt werden.
Studie zur Nachhaltigkeit
In Kooperation mit Dr. Karsten Schulte-Deußen (GPTW Deutschland) und Stephan Schaller (cscp GmbH) erarbeitete Brüne im letzten Jahr eine große Studie zum Thema – ein wichtiger Meilenstein in ihrer Entwicklung als Senior Consultant und als Firmengründerin.
Befragt wurden 1075 Mitarbeitende in Deutschland. Gegenstand waren 24 im Vorhinein definierte Merkmale, die Nachhaltigkeitskonzepte und -aspekte abbilden. Das Ergebnis? Nachhaltigkeit ist ein HR-Thema, es stiftet Sinn und Engagement. Außerdem macht es am Arbeitsmarkt attraktiv – besonders bei den jüngeren Generationen.
Genauso wie alle anderen wichtigen Unternehmenswerte wirkt Nachhaltigkeit von innen nach außen. Nachhaltigkeitsengagement braucht Rollenmodelle – Führungskräfte, die Konzepte und Werte vorleben und Freiräume für Ideen schaffen. „Erfolg finden diese Konzepte durch Klarheit in gemeinsam formulierten Zielen und Ansprüchen“, bringt es Brüne auf den Punkt. „Alle Menschen im Unternehmen müssen wissen, worum es geht, was wichtig ist und welche Ziele verfolgt werden. So fühlen sich alle als Teil der Lösung.“
ESG (Environmental Social Governance) schließt das Nachhaltigkeits-Thema mit ein. „Nicht nur für die Unternehmenskultur ist das relevant“, so Brüne, „auch für Aufträge, Geldanlagen und Recruiting-Maßnahmen gewinnt das Thema mehr und mehr an Relevanz.
Hier geht es zum Download der Studie:
Wie messen wir Sinn?
Stark verbunden mit dem Konzept der Nachhaltigkeit ist das Thema der Sinnfindung des/der individuellen Mitarbeitenden im Unternehmen. In unserer aktuellen Well-Being-Studie haben wir jedoch herausgefunden, dass ganze sechs von zehn Mitarbeitenden in den befragten Unternehmen keinen motivierenden Sinn in ihrer Tätigkeit erleben.
Wir fragen also Anne Brüne als Senior Consultant: Wie wird Purpose vermittelt?
„Unternehmen sind Möglichkeitsorte der Gestaltung“, so ihre Antwort. „Dort ist Sinn ein weites Konstrukt. Führungskräfte müssen sich zuerst fragen: Wird der eigentliche Unternehmenszweck erfüllt oder nicht? Nachhaltigkeit kann in diesem Kontext Differenzierungsort sein: Egal um welche Branche es sich handelt, Nachhaltigkeit kann immer ein Teil der Prozesse sein. Wenn man auf ein solches Ziel gemeinsam und transparent hinarbeitet, stiftet das auch Sinn.“
Der Fachkräftemangel – wie lösen wir ihn?
Nochmals fragen wir Anne Brüne: Haben wir nun einen Fachkräftemangel oder werden die vorhandenen Potenziale bei uns einfach nicht genutzt?
„Personen wenden sich wegen ‚Un-Sinn‘ von ihrem Beruf oder Unternehmen ab. Gründe dafür sind eventuell die eigene Gesundheit bei Überlastung, niedrige Bezahlung, oder – besonders im Gesundheitssektor – nicht genug Zeit für Kund:innen oder Patient:innen. Das sind moralische Verletzungen, welche Menschen im Beruf erfahren“, betont Brüne. „Es gibt in den Unternehmen etwa Geschäftspraktiken oder eine Führung, die Zweifel verursachen. Mischt man dies mit kritischen Rahmenbedingungen, wächst der Druck auf ganze Teams und schließlich auf ein komplettes System. In solchen Unternehmen und unter solchen Umständen kann kein Sinn gefunden werden.“
Gemeinsam mit Uta Atzpodien und Kim Münster hat Anne Brüne vor kurzem ein Filmprojekt veröffentlicht: „Arbeit:Mensch:Utopia“. Der Film stellt folgende Frage: Welche Bedeutung hat die Arbeit für uns – jetzt und in der Zukunft? Dabei stehen immer Menschen im Mittelpunkt des Geschehens.