Wenn Sie diese wichtige Bevölkerungsgruppe für sich gewinnen und an sich binden wollen, müssen Sie so einiges beachten, denn: die Mehrheit der Frauen in heutigen Belegschaften ist bereit zur Abwerbung.
So geben 54 % der berufstätigen Frauen an, dass sie in den nächsten sechs Monaten offen für einen neuen Job sind, wie eine im Juli 2022 von Great Place To Work® USA durchgeführte Marktforschungsumfrage unter fast 4.200 Arbeitnehmenden ergeben hat. Eine von 10 Frauen gibt an, dass sie ihren Arbeitsplatz gerne aufgeben würde, diesen Schritt aufgrund der äußeren Umstände jedoch nicht wagt.
Laut dieser Umfrage erfüllt das durchschnittliche US-Unternehmen nicht die Kernbedürfnisse von Frauen, wenn es um
- faire Bezahlung,
- gerechtfertigte Beförderungen sowie
- eine gesunde emotionale Kultur geht.
Das steht in krassem Gegensatz zu den Erfahrungen, die Frauen in den Unternehmen machen, die auf der US Fortune Best Workplaces™-Liste für 2022 vertreten sind. Hier gibt es in fast allen Bereichen der Mitarbeitererfahrung keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. In diesen Unternehmen geben überwältigende 90 % der Frauen an, dass sie vorhaben, noch lange an ihrem Arbeitsplatz zu bleiben.
„Wir sehen, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede in großartigen Unternehmen kontinuierlich abnehmen, weil sie eine großartige Kultur für alle Mitarbeitenden schaffen“, sagt Michael C. Bush, CEO von Great Place to Work USA. „Die gute Nachricht ist, dass jedes Unternehmen eine Kultur schaffen kann, die Frauen unterstützt und ihnen zum Erfolg verhilft – unabhängig davon, ob sie in der Führungsetage oder direkt am Kunden, an der Kundin arbeiten, ob sie zu den Babyboomern oder der Generation Z oder anderen demografischen Gruppen gehören“, führt er weiter aus. „Aber es erfordert konsequente und fokussierte Arbeit.“
Die Schaffung einer angemessenen Unternehmenskultur wird Ihnen helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben, und dazu beitragen, dass Sie den Pool der am Markt verfügbaren Fachkräfte bestmöglich für sich nutzen können. Um dies zu erreichen, müssen Sie sich mit den besten Unternehmen messen. Daher laden wir Sie ein, sich noch bis Februar zertifizieren zu lassen, um einen der begehrten Plätze auf unserer am 29. März 2023 erstmals präsentierten Liste „Austria’s Best Workplaces for Women 2023“ zu ergattern.
Was sich Frauen von ihrem Arbeitsplatz erwarten
1. Erfüllen Sie die Grundvoraussetzungen in Sachen fairer Entlohnung und gerechtfertigter Beförderungen.
Das Thema der gerechten Entlohnung – wohl das grundlegendste Bedürfnis aller Mitarbeitenden – geht bezogen auf einen typischen Arbeitsplatz in den USA mit einer der größten Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern einher: 45 % der Frauen geben an, fair bezahlt zu werden, gegenüber 56 % bei den Männern. Bei Best Workplaces sind solide 81 % der Frauen der Ansicht, dass sie fair bezahlt werden, wobei kein signifikanter Unterschied im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen besteht.
Ebenso berichtet weniger als die Hälfte (45 %) der Frauen an durchschnittlichen US-Arbeitsplätzen von fairen Beförderungen – das sind 8 Prozentpunkte weniger als bei den Männern. Demgegenüber steht eine 83-prozentige Zustimmung der Frauen an den besten Arbeitsplätzen (wobei neuerlich kein prozentueller Unterschied zum Befragungsergebnis der Männer besteht). Anders ausgedrückt: Frauen bleiben mit 40 % höherer Wahrscheinlichkeit an ihrem Arbeitsplatz, wenn sie fair bezahlt werden.
Was Best Workplaces hier anders – und richtig – machen, bringt GPTW-CEO Bush so auf den Punkt: „Diese Unternehmen arbeiten hart daran, Frauen genauso zu unterstützen wie Männer, weil sie wissen, dass gleiche Bezahlung und fair verteilte Aufstiegschancen großartige Mitarbeitende anziehen und deren Loyalität und Stolz steigern.“
Slalom Consulting (Nr. 7 auf der Liste der Großunternehmen in den USA) überprüft zweimal im Jahr mithilfe unabhängiger Expert:innen, ob Mitarbeitende mit ähnlichen Aufgaben, Erfahrungen und Leistungen auch gleich bezahlt werden. Das Beratungsunternehmen hat 2020 damit begonnen, alle Mitarbeitenden über den aktuellen Stand der Lohngleichheit zu informieren.
Die PulteGroup (Nr. 32 auf der Liste der Großunternehmen) hat eine Videoserie namens „Dynamic Women in Leadership“ erstellt. Darin berichten weibliche Führungskräfte des Unternehmens über Risiken, Herausforderungen und Erfolge im Rahmen ihres Karrierewegs, um den Mitarbeiterinnen zu zeigen, dass auch ihnen alle Möglichkeiten offenstehen.
2. Bieten Sie einen Arbeitsplatz, an dem man psychisch und emotional gesund bleibt.
Neben fairer Bezahlung und ebensolchen Beförderungen war eine emotional gesunde Unternehmenskultur der drittwichtigste Bereich, mit dem Frauen an durchschnittlichen Arbeitsplätzen in den USA zu kämpfen hatten. 49 % der Frauen bezeichneten ihren Arbeitsplatz als psychologisch gesund, verglichen mit 54 % der Männer.
Bei Best Workplaces geben fast 9 von 10 Frauen an, an einem psychologisch und emotional gesunden Arbeitsplatz zu arbeiten, wiederum ohne signifikante quantitative Unterschiede im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen.
Gesunde Arbeitsplätze verschaffen Arbeitgebern einen Wettbewerbsvorteil. Frauen bleiben mit 50 % höherer Wahrscheinlichkeit an einem solchen Arbeitsplatz. Und sie sind sogar doppelt so häufig bereit, bei der Einstellung von neuen Mitarbeitenden zu helfen, wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Arbeitsplatz emotional gesund ist.
Intuit (Nr. 12 auf der Liste der US-Großunternehmen) bietet umfassende Benefits für die psychische Gesundheit an, darunter Achtsamkeits-Webinare, Wellnessprogramme, Fitnessangebote und eine Rückerstattung von 1.300 US-Dollar für Ausgaben von Mitarbeitenden, die sich auf die Förderung des körperlichen, emotionalen oder finanziellen Wohlbefindens beziehen. Und in der letzten Dezemberwoche macht das gesamte Unternehmen Betriebsferien, um allen Mitarbeiter:innen eine Verschnaufpause zu geben.
3. Bieten Sie eine sinnvolle Beschäftigung.
Die Untersuchungen von Great Place To Work zeigen, was Frauen dazu bewegt, in ihrem Unternehmen zu bleiben. Es gibt viele Faktoren, aber sinnerfülltes Arbeiten steht ganz oben auf der Liste.
Arbeitgeber könnten versucht sein, Punkt 1 zu überspringen und sich nur auf die sinnvolle Arbeit zu konzentrieren. Wer glaubt, dass dies Frauen zugutekommt, irrt. Sinn und Zweck muss auf einem Fundament aus gerechter Bezahlung und nachvollziehbaren Beförderungen ruhen, damit er wirksam werden kann.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen in ihrem Job bleiben, ist 3-mal so hoch, wenn sie glauben, dass ihre Arbeit einen besonderen Sinn hat und eben „nicht nur ein Job“ ist. Frauen unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von anderen Menschen. Sinn ist der wichtigste Faktor für die Bindung an ein Unternehmen, und zwar in allen Branchen, Generationen und Regionen, wie z. B. auch unsere jüngsten Studien in Österreich zur Generation Y und zur Generation Z eindrucksvoll belegen.
Die Führungsriege von Credit Acceptance (Nr. 36 auf der Liste der US-Großunternehmen) hat bei der Ausarbeitung des neuen Visionspapiers samt Mission-Statement die Vorschläge und Ideen der Mitarbeitenden einfließen lassen. Die inspirierenden Gespräche im Vorfeld haben Leitung und Mitarbeitende näher aneinanderrücken lassen und letzteren die Möglichkeit eröffnet, neu formulierten Grundsätzen, die das Unternehmen auf Jahre begleiten werden, ihren Stempel aufzudrücken.
Hilton, 2022 zum vierten Mal in Folge auf Platz 1 der Großunternehmen in Amerika, sponsert Bildungsprogramme und Networking-Events wie etwa „She has a Deal“, eine Plattform, die Frauen durch Bildung, Netzwerken und Mentoring die Möglichkeit zur Übernahme von Unternehmen geben möchte.
4. Unterstützen Sie Frauen, wo auch immer sie arbeiten – im Homeoffice, vor Ort oder hybrid.
Einige Führungskräfte wollen, dass ihre Mitarbeiterinnen ins Büro zurückkehren, während andere planen, vermehrt Optionen für remotes oder hybrides Arbeiten anzubieten.
Für Frauen an einem durchschnittlichen US-Arbeitsplatz halten sich Vor- und Nachteile dieser drei Optionen in etwa die Waage, wie der genannten Marktforschungsumfrage von Great Place To Work zu entnehmen ist.
Frauen, die im Homeoffice arbeiten, machen im Vergleich zu Arbeitnehmerinnen in hybriden Arbeitsmodellen oder vor Ort die besten Erfahrungen, wenn es um faire Entlohnung und zusätzlichen Einsatz für ihre Arbeit geht. Sie haben aber Schwierigkeiten mit dem Gefühl, etwas zu bewirken (53 %), insbesondere verglichen mit Mitarbeiterinnen vor Ort, die mit 63 % die besten Erfahrungen in diesem Punkt gemacht haben.
Faire Beförderungen sind für Frauen, die vorwiegend im Homeoffice tätig sind, ein Problembereich. Nur 40 % dieser Gruppe sagen, dass ihr Unternehmen Beförderungen auf faire Weise vergibt, verglichen mit 43 % der im Büro und 49 % der in hybriden Arrangements Beschäftigten.
Geht es um den Sinn der Arbeit, so haben mehr Frauen, die vor Ort oder in einem hybriden Modell arbeiten, das Gefühl, dass ihre Arbeit eine besondere Bedeutung hat, als solche, die von zuhause aus arbeiten. Arbeitnehmerinnen, die vor Ort tätig sind, haben wiederum seltener den Eindruck, dass ihr Arbeitsplatz psychologisch gesund ist.
Interessanterweise gibt es bei den befragten weiblichen Beschäftigten keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zwischen ortsgebundener, Hybrid- und Remote-Arbeit. Der „richtige“ Arbeitsort ist also kein Allheilmittel zur Förderung der Work-Life-Balance. Der Standort selbst ist nicht die alleinige Lösung.
Jeder Ansatz hat seine eigenen Herausforderungen und Vorzüge, woraus sich ergibt: Auch Sie können einen großartigen Arbeitsplatz für Frauen schaffen – der Arbeitsort bzw. die Arbeitsart ist nicht der entscheidende Faktor dafür.
„Es gibt kein Patentrezept für den heutigen Arbeitsplatz, und in Wahrheit hat es nie eines gegeben“, stellt Michael C. Bush klar. „Unternehmen müssen sich individuell anschauen, wo Frauen Unterstützung brauchen, und sie ihnen zur rechten Zeit und im rechten Maß zukommen lassen.“