Mag. Klaus Kirchmayr (Geistreich) hat Betriebswirtschaft studiert, Studienprogramme in Asien und Schweden absolviert und schlug beruflich Wurzeln in der Finanzwirtschaft. Auf seinen vielen Reisen nach Asien kam in Klaus Kirchmayrs Leben der Wunsch auf etwas Neues zu entdecken und zu entwickeln.
Was Klaus Kirchmayr fand, versucht er nun seit 2016 hinaus in die Welt zu tragen. Achtsamkeit – das ist es, was er in Kursen und Workshops für Unternehmen, aber auch an Universitäten mit den Menschen teilt und lehrt.
MBSR – was hat es damit auf sich?
Mindfulness Based Stress Reduction – zu Deutsch: Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion ist ein Programm, welches es bereits seit 40 Jahren gibt. Es ist wissenschaftlich fundiert und neurowissenschaftlich begleitet, evidenzbasiert und, das ist für Mag. Kirchmayr am wichtigsten, es ist transparent.
„Es ist klar um was es geht. Interessierte können sich, schon bevor sie einen Kurs oder einen Workshop besuchen wollen, mit Literatur zum Thema auseinandersetzen oder sich bei den nationalen und internationalen Berufsverbänden informieren“, so Mag. Kirchmayr.
Aber was macht man bei einem dieser MBSR-Seminare oder Workshops nun genau?
„Es gibt unterschiedliche Techniken“, erklärt Mag. Kirchmayr, „wir beginnen diese Step by Step zu praktizieren. Das findet im Sitzen, Liegen, Stehen oder in der Bewegung statt.“ Ziel ist es dabei schließlich, die Wahrnehmung zu schärfen, darüber was im eigenen Körper, im Herzen und im Geist passiert.
Wichtig ist bei diesen Techniken auch immer der Bezug zum Alltag. Wie wende ich MBSR außerhalb des Workshops an? Diese Frage zu beantworten, liegt Mag. Kirchmayr bei seinen Lehrgängen besonders am Herzen.
Digitalisierung und Achtsamkeit
Gerade in unserer heutigen Zeit und mit einem realistischen Blick in die Zukunft, ist Schnelligkeit und der Überfluss an Informationen und Eindrücken, dem wir verstärkt ausgesetzt werden, ein wichtiges Thema.
„Physiologisch betrachtet ist der Mensch nicht digital. Der Mensch ist eben Mensch und das Hirn als Organ ist viele Millionen Jahre alt“, so Mag. Kirchmayr, „Dadurch ist es auch nicht auf digitale Abläufe, sondern auf Gemeinsamkeit, Verbundenheit und physische Interaktion ausgelegt. Vieles, was in den letzten Jahren an Innovation entstanden ist, sei es auch zweifelsohne von großem Nutzen, hat zu einem viel größeren Maß an Überforderung geführt.“
Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion – was es bringt
Was genau die Methode der Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion in uns auslöst und wie sie gegen die Überforderung unserer, schnellen, digitalisierten Welt wirken kann, das erklärt Mag. Kirchmayr folgendermaßen:
„Der Nutzen ist, in die Präsenz zu kommen und unsere Entscheidungen nicht dem Autopiloten zu überlassen. Das heißt: wenn wir in einem Meeting oder in einer Besprechung sitzen, wenn wir uns in einem Konflikt befinden, dann ist es sehr, sehr wertvoll in diesem Moment präsent zu sein.“
Dazu kommt, so Mag. Kirchmayr, das große Thema der Digitalisierung auch in Unternehmen. Durch das Wegfallen des zwischenmenschlichen Kontakts z.B. im Home-Office und das steigende Tempo unseres Lebens, verlieren wir leicht den Bezug zum Menschlichen und zu uns selbst.
„Zu merken, wie es uns eigentlich gerade geht, sei es, dass wir Angst empfinden oder, dass unser Puls steigt – alleine das Bemerken solcher Anzeichen und Reaktionen kann uns aus unserem Angst- und Antriebsmodus herausholen.“
Mag. Kirchmayr gibt ein spannendes Beispiel: Wieso nicht das Meeting mit einer Minute Stille beginnen? Dabei kommt es vor Allem aufs gemeinsame Atmen und auf die Präsenz an. „Wenn niemand auf das Smartphone schaut oder in Unterlagen blättert, sondern gemeinsam in der Stille atmet“, so Mag. Kirchmayr, „dann wird das Meeting auch in eine andere, bessere Richtung gehen.“
Mindful Leadership
Achtsamkeit im Unternehmen beginnt bei den Führungskräften. „In einem Mindful Leadership Modell macht es Sinn zuerst bei sich zu beginnen, also zuerst sich selbst zu führen und dann die anderen“, erklärt Mag. Kirchmayr.
„Bevor ich in Verbundenheit mit den Mitarbeitenden gehe, brauche ich eine gewisse Verbundenheit zu mir selbst. Embodiment muss praktiziert und geübt werden, es reicht nicht, einfach nur darüber zu lesen. Besonders junge Mitarbeitende legen viel Wert auf Mindful Leadership. Sie wollen Führungskräfte, die Mitarbeitende unterstützen, die deren Potentiale fördern und auf alle Menschen im Unternehmen achten.“
Werte Leben – nicht lehren
Nach einem Zitat von Viktor Frankl hebt Mag. Kirchmayr eine weitere, wichtige Facette des Mindful Leaderships hervor. Werte können im Unternehmen nur dann ein fester Teil der Kultur werden, wenn sie auch von allen Mitarbeitenden und besonders den Führungskräften, vorgelebt, verkörpert und integriert werden.
Worauf achten, bei der Suche nach der Achtsamkeit
Wer die Methode MBSR, oder ähnliche Zugänge im eigenen Unternehmen integrieren will, muss schon im Vorhinein auf einige Dinge achten:
- Passen Trainer:in/Coach zu mir und meinem Unternehmen?
- Welche Vorgeschichte habe Trainer:in/Coach und gibt es seriöse Referenzen?
- Ist die vorgestellte Definition von Achtsamkeit mit der eigenen Unternehmenskultur kompatibel?
- Ist die/der Prozessleiter:in in dem geschult was angewendet und gelehrt wird?
- Wird regelmäßig praktiziert und die eigene Praxis geschult?
- Wie wird Achtsamkeit von Trainer:in/Coach auch gelebt?
Achtsamkeit in Praxis
Wesentliches über die Sinne wahrnehmen, zur Besinnung kommen – das ist der erste Schritt zur Achtsamkeit. Ein wiederholtes Besinnen und in den Körper kommen kann dabei helfen präsent und achtsam durchs (Berufs-)leben zu gehen. „Radikales Nichtstun“, so nennt Mag. Kirchmayr die Übung, bei der nichts anderes getan wird, außer wahrzunehmen.
„Probieren Sie es einfach aus. Kinder und Natur sind die besten Achtsamkeitslehrer:innen“, so Mag. Kirchmayr am Ende des Gesprächs. Wir wünschen achtsame Momente!
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