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Tipps zum Vermeiden von Stress in der Vorweihnachtszeit

Stress vermeiden

Ist es nicht eigentlich erstaunlich. Es steht die ruhigste Zeit des Jahres bevor und wir alle wissen nicht mehr, wie wir all die offenen Projekte, Anfragen und Termine unterbringen sollen, bevor wir völlig entnervt unter dem Christbaum sitzen.

Stress entsteht dann, wenn die Belastungen unsere Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen. Wir haben das Gefühl, dass uns alles entgleitet. Das Maß an Belastung ist hoch – vieles wirkt von außen auf uns ein, dem wir gerecht werden müssen, gerade in einer hoch emotionalen Zeit wie Weihnachten.

Die Bewältigung, wie also jeder einzelne mit der Gesamtbelastung umgeht, ist individuell. Manche Menschen geraten durch die multiplen Herausforderungen schneller an ihre Grenzen als andere.

Um die Gesamtbelastungen in den Griff zu bekommen, kann an den Umfeldbedingungen angesetzt werden, sie kommen von außen, genauso an der eigenen Verhaltensprävention. Die Verhaltensprävention stellt den Menschen und den eigenen Handlungsspielraum in den Vordergrund. Die Ansatzpunkte für die Verhaltensprävention sind:

  •  Beanspruchungsabbau des Einzelnen
  •  Verhalten fördern, mit dem der Mensch Beanspruchung besser gewachsen ist (beispielsweise in der Freizeitgestaltung und bei sozialen Beziehungen)
  •  Besseren Umgang mit Stress, persönliche Stressbewältigung, Selbstoptimierung

 

Wenn das gesamte Umfeld gestresst ist, und die vielen Punkt auf der ToDo Liste kein Ende nehmen, kann die Strukturierung des Problems helfen.

 

Der Psychologe Richard Lazarus bietet uns in seinem etablierten Stressmodell eine tabellarische Übersicht, die uns hilft zu entscheiden, an welchen Ansatzpunkten wir die eigenen, größten Herausforderungen haben. Dort setzen wir zuerst an:

Weihnachtsstress

 

Instrumentelle Stressbewältigung/Zeitmanagement

Bei überbordenden Aufgaben Listen hilft es, ToDo Listen für den Tag zu erstellen, am besten am Morgen jeden Tages. Die Morning Map enthält alle Punkte, die für den heutigen Tag zu erledigen sind, private und berufliche. Der eigene Handlungsspielraum im Privaten ist gerade im Zeitmanagement deutlich größer, wie im beruflichen Umfeld.

Wichtig erscheint mir, die täglichen ToDo Liste nicht zu überfrachten, verplanen Sie nur max. 60% Ihrer Zeit und definieren Sie nicht mehr als 3 Punkte, die Sie am heutigen Tag unbedingt erledigen müssen. Ihr Tag startet dann genau mit diesen 3 Aufgaben, wenn Sie diese am Abend abhaken können, schaffen Sie täglich ein Erfolgserlebnis.

In Unternehmen empfehle ich insbesondere Führungskräften, die einen entscheidenden Beitrag zur zeitlichen Entlastung rund um Weihnachten setzen können, frühzeitig mit der Planung der Jahresabschlussarbeiten zu beginnen. Diese können bereits Ende Oktober/Anfang November mit ihren Teams bzw. einzelnen Team- Mitarbeitenden beginnen, Projekte zu priorisieren.

Manche Aufgaben, wie der Jahresabschluss sind Routinen, die sehr gut im Vorhinein geplant werden können. Ein Kassasturz im Oktober ermöglicht bessere Handlungsspielräume, als wenn Ende November noch Projekte definiert werden müssen.

Bei den laufenden Projekten kann ebenfalls eine gemeinsame Priorisierung helfen, wann welche Projekte abgeschlossen werden müssen. Vielleicht sind nicht alle Projekte inhaltlich bis Weihnachten fertig zu stellen, sondern nur einzelne Projektschritte. Ein gemeinsames Verständnis hilft bei der Organisation. Regelmäßige und rechtzeitige gemeinsame Priorisierungen entlasten und schaffen ein gemeinsames Verständnis.

 

Mentale Stressbewältigung

Wie setzen wir Prioritäten, wenn doch alles so wichtig ist und die Erwartungen von allen Seiten hoch sind, besonders auch die eigenen?

Weihnachten ist ein Fest, wo wir alles perfekt haben wollen, alle sollen sich wohl fühlen, die Bedürfnisse jedes Einzelnen beim Familienfest müssen befriedigt werden, die Erwartungen sind hoch, nach innen wie nach außen.

In der Zeit der Vorbereitung geht es darum, täglich die eigenen Bedürfnisse abzuwägen, inwieweit schaffen Sie es, durch den Wunsch die Bedürfnisse der anderen befriedigen zu wollen, Ihre eigenen Bedürfnisse nicht zu vergessen. Der eigene Perfektionismus ist dabei oft noch ein starker Antreiber. Gerade zu hoch emotionalen Zeiten spielen tief verankerte Glaubenssätze oft eine entscheidende Rolle, die ständig ihre Erfüllung einfordern.

Jetzt ist die richtige Zeit Erwartungen von anderen und alten Glaubenssätzen, die eigentlich mehr Stress verursachen, als zum Gelingen eines schönen Weihnachtsfests beitragen, aufzuspüren, sie zu hinterfragen und sie zumindest beiseitezustellen.

TIPP: Wenn Ihnen so ein Gedanke oder Glaubenssatz öfters begegnet, schreiben Sie ihn auf ein Blatt Papier oder ein Kärtchen. Auf der Rückseite notieren Sie, was Sie jetzt lieber denken würden. Nehmen Sie sich den neuen Satz mit als Ressource für den Alltag. Wann immer ein alter Glaubenssatz auftaucht, denken Sie an Ihren Ressourcen Satz, so überschreiben Sie die alte Gedankenfixierung.

Diese Methode eignet sich auch ideal, um im Unternehmen, alte Muster und verstaubte Prozesse aufzuspüren, die Arbeitsabläufe oder Entscheidungsprozesse lähmen. Gute Führung bedeutet gerade in hektischen Zeiten, frühzeitig zu entscheiden. Großer Zeitdruck ist ein Kreativitätskiller – Sie reagieren, statt zu agieren.

Alte Glaubensmuster verstecken sich auch hinter der Vorstellung, zu bestimmten Zeiten im Unternehmen anwesend sein zu müssen. Gerade rund um Weihnachten, sind oft so viele Besorgungen oder Besuche zu machen, die zeitlich nicht so flexibel sind. Wenn Sie als Führungskraft hier mehr Flexibilität einräumen als üblich, testen Sie viele Glaubensmuster auf ihre Passung in der Realität und werden vielleicht überrascht, welche Prinzipien sich unwissentlich verfestigt haben, die Sie heute aber gar nicht mehr brauchen.

Als Führungskraft müssen Sie hier jedoch auf ein ausgeglichenes Verhältnis und auf Gleichberechtigung achten. Hat eine Person mehr Unterstützung durch den Vorgesetzten kann das gleich zu gefühlter Ungerechtigkeit führen, denn alle stehen unter Druck.

 

Regenerative Stressbewältigung

Gerade dann, wenn Pausen unmöglich erscheinen, ist es wichtig, sich regelmäßige Auszeiten zu gönnen. Wer über einen längeren Zeitraum auf einem hohen Stressniveau arbeitet, der ist auch dann, wenn Entspannung angesagt ist – also beispielsweise, wenn die Familie rund um den Christbaum versammelt ist, nicht in der Lage einfach in den Entspannungsmodus zu wechseln. Diesen Schalter hat die Natur nicht vorgesehen.

Die Gefahr, krank zu werden oder gereizt und unausgeglichen durch die Weihnachtsfeiertage zu gehen ist hoch, wenn vor dem Fest die emotionalen und körperlichen Energiespeicher völlig gelehrt sind und Stress sich längerfristig im Körper aufgebaut hat.

Regelmäßige kleine Micropausen helfen, effizient Stress zu reduzieren. Nutzen Sie dafür eine starke Ressource, die Sie ständig dabeihaben. Bei Dauerstress ist die Informationsverarbeitung oft blockiert, aktive Augenbewegungen bringen den Verarbeitungsflow wieder in Gang. 

TIPP: Bewegen Sie – beispielsweise während Sie telefonieren, oder auch auf dem Weg zur Kaffeemaschine, oder auch wenn Sie beim Einkaufen an der Kasse warten - Ihre Augen in angenehmem Tempo von links nach rechts, der Kopf bleibt dabei nach vorne ausgerichtet. Blicken Sie dabei auch leicht unterhalb bzw. auch leicht oberhalb Ihrer Blicklinie hin und her.

Sie ermöglichen Ihrem Gehirn so Informationen zu verarbeiten, vergleichbar mit den Augenbewegungen im REM Schlaf. Wer gerne sportlich ist, kann die Augenbewegungen auch beim Laufen oder Walken integrieren.

 

In Unternehmen ist in der hektischen Phase vor Weihnachten der Zusammenhalt und die Solidarität innerhalb des Teams ebenso eine wichtige Kraftressource. Führungskräften kommt dabei eine hohe Verantwortung zu, auch für genügend Regenerationsmöglichkeiten z.B. durch soziale Aktivitäten zu sorgen.

Durch kleine Aktivitäten innerhalb des Teams kann auch der Solidaritätsgedanken und die Bindung gefestigt werden. Eine Schale Weihnachtskekse für alle oder ein kleines Danke, vielleicht auch in Form eines Kärtchens am Schreibtisch zeigt die Wertschätzung der geleisteten Arbeit, gerade dann, wenn so viel anderes wichtig scheint und jeder in einer hoch emotionalen Stimmung ist.

 

Über die Autorin:

Corinna Häsele ist Psychologin und Unternehmerin (Better linked) und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Medien-, Event- und Veranstaltungsbusiness. Seit 15 Jahren beschäftigt sie sich mit EMDR, „wingwave®“, Organisations- und Führungsthemen mit laufender Weiterbildung.

Bild Corinna Haesele

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