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Pride Biz Austria: Diversität ist für Alle da

pridebiz

Pride Biz Austria wurde 2019 von den Queer Business Women und Austrian Gay Professionals gegründet. Schon seit 2008 gibt es die Auszeichnung „Meritus“ – Auszeichnung für Unternehmen und Organisationen im Bereich LGBTQIA+ -Wertschätzung,- Innovation und -Förderung.

 



„Wir befinden uns aktuell in einer sehr spannenden Zeit“ so die Präsidentin und Mitgründerin von Pride-Biz Austria, Mag. Astrid Weinwurm-Wilhelm, zu Beginn unseres Interviews, „der Fach- und Führungskräftemangel ist angekommen, er ist Realität geworden. Ich sehe besonders in großen Organisationen viel Engagement im Bereich der Diversität. Es ist mir aber ausgesprochen wichtig, den Klein- und Mittelbetrieben den gleichen Impuls zu geben, denn sie machen die österreichische Wirtschafts-landschaft aus.“


Diversität ist Lebensrealität

Meistens, so erklärt Astrid Weinwurm-Wilhelm, wird das Thema Diversität in Unternehmen beim Stichwort Gendern begonnen, oder aber auch im Hinblick auf die Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Doch auch sexuelle Orientierung und Gender sind extrem wichtig. „Die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität eines Menschen sind Teil der Persönlichkeit“, so die Präsidentin von Pride-Biz, „sie können im Job nicht einfach an der Tür abgelegt werden.“

Gender-Identity & Pronomen – ein kurzer Exkurs
Es gibt nicht nur zwei binäre Geschlechter, also männlich oder weiblich, sondern Menschen welche sich anders identifizieren. So benutzen nichtbinäre Personen, also solche Menschen die sich dem binären Männlich oder Weiblich nicht zuordnen im Englischen die Personalpronomen they/them. Im Deutschen ist die Diskussion über die Pronomen noch stark zugange.

Daneben, haben noch viele weitere Identitäten im LGBTQIA+ Platz. L steht für Lesbisch, G für Gay, also Schwul. Das B steht für Bisexuell (also Menschen, welche sich zu mindestens zwei Gendern sexuell hingezogen fühlen), T steht für Trans*gender (sprich: Menschen, deren Geschlechtsidentität, nicht mit den angeborenen, biologischen Geschlechtsmerkmalen übereinstimmen).

 Q steht für Queer, ein Wort das früher als abwertende Bezeichnung für schwule Männer verwendet wurde. Inzwischen hat sich die LGBTQIA+ Community diesen Begriff jedoch wieder angeeignet. Queer, das können sämtliche Menschen sein, die sich dem binären Geschlechtersystem nicht angehörig fühlen, und/oder sich einfach zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen.

I steht für Intersex*. Also Menschen welche männliche, also auch weibliche, biologische Geschlechtsmerkmale haben. Dabei kann es sich um anatomische, aber auch hormonelle Merkmale handeln. Das A bedeutet schließlich Asexuell, oder aromantisch (Personen, welche mehr oder weniger kein sexuelles Begehren empfinden/kein Interesse an romantischen Beziehungen haben, oder dies nicht empfinden).

„Es reicht nicht mehr in Stellenausschreibung „divers“ auszugeben“, so Astrid Weinwurm-Wilhelm, „Die Geschlechtsidentität hat Konsequenzen für Pensionsberechnungen, Altersvorsorge, Gesundheitskasse und so weiter. Sie zieht sich also durch die ganze Berufslaufbahn.“


Wo beginnt Diversität im Unternehmen?

Um Unternehmen auf diesem Weg zu begleiten, nutzen Astrid Weinwurm-Wilhelm und ihre Kolleg:innen interaktive Formate. Junge Menschen wollen partizipativ geführt werden und in ihren Unternehmen mitentscheiden. „Wir bilden Arbeitsgruppen in den Unternehmen“, so die Präsidentin von Pride Biz, „Mehrere Menschen mit vielen Perspektiven bringen ihre Erfahrungen und Bedürfnisse ein.“

Am Beginn stehe die Sensibilisierung. Dafür nutzen Astrid und Kolleg:innen Formate wie „Das Spiel des Arbeitslebens“ in welchem Menschen in unterschiedliche Perspektiven, oft divers, tauchen und versuchen gemeinsam Lösungs- und Kommunikationswege zu finden, welche für alle Menschen im Unternehmen zugänglich sind.

„Diversität darf Spaß machen“, so Astrid Weinwurm-Wilhelm, „und es handelt sich dabei auch keinesfalls mehr um ein Tabuthema.“ Die Arbeitsgruppen sollen als Safe-Space dienen. In ihnen herrscht auch kein Zwang sich als Teil der LGBTQIA+ Community zu outen. Queer-Allys, also heterosexuelle/cis-geschlechtliche Menschen sind mehr als nur Willkommen, das soll und muss von der Führungsetage auch von Anfang an so kommuniziert werden.  


Recruiting muss divers sein

Besonders im Zuge des Fachkräftemangels ist Recruiting ein Brennpunktthema in den meisten Unternehmen geworden. Das richtige Ansprechen, vor Allem der jüngeren Generationen, beginne schon bei der Ausschreibung einer offenen Position, erklärt Astrid Weinwurm-Wilhelm.

„Fähigkeiten dürfen nicht männlich oder weiblich konnotiert sein. Menschen lesen sehr genau, worauf sie sich beruflich einlassen sollen“, so die Präsidentin von Pride Biz, „HR-Personal sollte mit Genderstern oder Doppelpunkt arbeiten um wirklich alle Menschen anzusprechen. Außerdem ist es wichtig, die richtigen Netzwerke für die Stellenausschreibungen zu nutzen.“

Great Place to Work® und Pride Biz Austria wissen: Junge Menschen haben ganz genaue Vorstellungen von ihren idealen Arbeitgebern. Sie stellen klare Forderungen und auf diese müssen Unternehmen sich einstellen, wenn sie Talente anwerben wollen. „Die jüngeren Generationen haben einen viel gesünderen Zugang als jene vor ihnen“, so Weinwurm-Wilhelm, „Sie wollen nicht nur faire Bezahlungen, sondern auch eine gute Work-Life-Balance, Purpose im Job und nachhaltige, diverse Unternehmenskulturen. Das ist keine Zumutung, sondern ein gutes, gesundes Mindset.“

In Zukunft will Pride Biz besonders Klein- und Mittelbetrieben dabei helfen sich in der Diversitätsarbeit zu engagieren. Mehr zum Thema gibt es übrigens auch beim diesjährigen LGBTI+ Businessforum am 3. Oktober 2022. Weitere Informationen zu Pride Biz.
Für die Zukunft wünscht sich Astrid Weinwurm-Wilhelm eine Realität, in welcher Menschen ganz einfach so sein können, wie sie sind. Die Frage ob eine Person „Mann oder Frau hat“ würde durch „Wer ist dir wichtig?“ ersetzt werden. Das wäre doch schön… oder?

Foto Credit: Cynthia Fischer



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