Die Pandemie hat uns alle ab März 2020 zu großen Veränderungen gezwungen. Auch in der Arbeitswelt. Arbeiten im Homeoffice war sicher eine der größten Challenges. In vielen Bereichen ist die Einführung gelungen. Homeoffice hat neue Perspektiven eröffnet und viele möchten diese Arbeitsform nicht mehr missen. Insgesamt ist in Österreich jedoch noch etwas Luft nach oben:
Im EU-weiten Vergleich rangieren wir auf Platz 9 bei der Homeoffice-Nutzung.
Dass das Arbeiten von zuhause bei uns weitgehend gut funktioniert, bestätigen die Auswertungen unserer aktuellen repräsentativen Studie*. Dabei haben wir die derzeitige Homeoffice-Situation in Österreich genauer unter die Lupe genommen.
Fast jede:r zweite Beschäftigte in Österreich erhält aktuell vom Arbeitgeber die Möglichkeit, auch im Homeoffice zu arbeiten – zumindest an einzelnen Tagen. Einem Viertel der Mitarbeitenden wird das Arbeiten von zuhause nicht angeboten, obwohl es technisch möglich wäre. Und bei gut einem Drittel ist es aufgrund der Tätigkeit generell nicht möglich.
Wenn Homeoffice angeboten wird, nutzen es 7 % der Befragten täglich. 16 % tun es zumindest 3–4-mal die Woche. Zusammengenommen sind also knapp ein Viertel aller Homeoffice-Nutzer:innen „Heavy User“. Nur etwa jede:r 10. nutzt es gar nicht, obwohl es prinzipiell möglich wäre.
Homeoffice braucht Vertrauenskultur
Nicht jeder Betrieb eignet sich für Homeoffice. Dabei kommt es nicht nur darauf an, ob die Branche es generell zulässt oder ob es im Einzelnen technisch umsetzbar ist. Auch die Unternehmenskultur muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit Homeoffice zum gangbaren Weg wird.
Eine von Vertrauen geprägte Atmosphäre ist die Basis dafür. Führungskräfte sollten auf die gute Arbeit der Mitarbeitenden vertrauen, egal an welchem Ort sie geleistet wird. Gleichzeitig ist es wichtig, die Mitarbeitenden zu fragen, welche Arbeitsform für sie persönlich besser zu ihrer aktuellen Lebenssituation passt.
Damit Arbeiten im Homeoffice gelingt, brauchen alle Beteiligten eine gute Kommunikations- und Organisationsfähigkeit. Man verbringt oft nicht mehr den ganzen Tag gemeinsam im Büro. Viele zwischenmenschliche Interaktionen verlaufen jedoch non-verbal. Den Verlust solcher kommunikativen Nuancen gilt es auszugleichen.
Da sich nicht jede:r damit leichttut, ist es ratsam, regelmäßig das Feedback der Mitarbeitenden einzuholen: Wie wollen sie arbeiten? Eher vor Ort oder eher remote? Und wie soll die Arbeitszeit verteilt sein? Diese wichtigen Parameter und noch viele mehr könnt ihr über die millionenfach bewährte Mitarbeiterbefragungs-Plattform von Great Place To Work® ermitteln. Am besten einmal pro Jahr.
Dass es wichtig ist, auf Individualität zu setzen, zeigen unsere Forschungen: 44 % der befragten Arbeitnehmer:innen haben der Aussage „Ich arbeite lieber im Homeoffice als im Büro.“ zugestimmt. Hier spielt vor allem auch die Generations-Zugehörigkeit eine Rolle: 58 % Zustimmung gibt es in der Gen Z. In der Gen X und der Babyboomer-Generation liegt der Wert bei 39 bzw. 41 %. Beim Thema Homeoffice ist also mehr zu beachten als nur Ja oder Nein. Wer auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingeht, kann auch in diesem Bereich dazu beitragen, dass sie ihr volles Potenzial entfalten können.
Bei der Einschätzung „Ich kann im Homeoffice effektiver als im Büro arbeiten.“ gibt es dagegen keine ausgeprägten Altersunterschiede. Hier stimmen insgesamt 48 % der Befragten zu.
Klare Nutzungsregeln fürs Homeoffice
Am Anfang des Jahrzehntes war es noch für viele ungewohnt, im Homeoffice zu arbeiten. Wie erhalte ich den sozialen Kontakt zu den Kolleg:innen aufrecht? Wie stimmen wir uns im Arbeitsalltag ab? Das hat sich in den meisten Fällen mittlerweile gut eingespielt, wie auch unsere Daten belegen: 62 % haben etwa der folgenden Aussage beigepflichtet: „Die Zusammenarbeit in hybriden Meetings – also gemischte Teilnahme im Office und virtuell aus dem Homeoffice – funktioniert bei uns gut.“
Bei 58 % der befragten Mitarbeitenden wurden bereits Homeoffice-Regeln eingeführt. Dabei wird z. B. die Anzahl der Tage definiert oder es werden bestimmte Wochentage festgelegt. 76 % dieser Beschäftigten zeigen sich mit diesen Regeln zufrieden. Nur 11 % der Befragten, die keine Homeoffice-Regeln haben, sind damit auch unzufrieden.
Unsere Erfahrungen mit den Besten Arbeitgebern Österreichs zeigen, dass ein regelmäßiges Zusammenkommen im Office der Unternehmenskultur generell zuträglich ist. Aber auch hier gilt: Das Team sollte Art und Regelmäßigkeit der persönlichen Kontakte selbst vereinbaren. Genau das passiert auch bereits in jedem zweiten Unternehmen in Österreich: 48 % haben sich in der Abteilung oder im Unternehmen auf mindestens einen gemeinsamen Tag (pro Woche/Monat etc.) verständigt, an dem möglichst alle im Büro sein sollten.
Vor- und Nachteile von Homeoffice
In Unternehmen mit eher traditioneller, "Command & Control"-Unternehmenskultur, wird Homeoffice immer noch häufig skeptisch betrachtet. Natürlich ist die „Verfügbarkeit“ der Mitarbeitenden im Homeoffice dabei eine andere. Und auch der informelle Austausch am Gang oder in der Kaffeeküche und die Sozialkontakte in der gemeinsamen Mittagspause sind schwieriger umzusetzen. Dafür braucht es vor allem Disziplin und verstärkte Kommunikationsfreude.
Verfügbarkeit für die Führungskräfte ist das eine – die Sichtbarkeit des Geleisteten das andere. So hält mit 46 % weniger als die Hälfte der Studienteilnehmenden diese Aussage für zutreffend: „Ich habe das Gefühl, dass ich im Homeoffice die gleichen Karrieremöglichkeiten habe wie im Büro.“ Es gibt dazu auch schon einen Trendbegriff, die „hidden talents“.
Auch hier ist es wichtig, dass die Führungskräfte den Mitarbeitenden gegenüber Vertrauen zeigen und sich mit jedem/jeder Einzelnen individuell beschäftigen. Das ist übrigens das Einmaleins der wirksamen Führung, egal ob virtuell oder persönlich im Büro.
Einer aktuellen Evaluierung von L&R Sozialforschung für das Arbeitsministerium zufolge geben österreichische Arbeitnehmer:innen – und auch Arbeitgeber:innen – vor allem den Wegfall der Pendelzeiten als den wichtigsten Vorteil von Homeoffice an (85 bzw. 82 %).
Wie wichtig das Homeoffice-Angebot mittlerweile für den Recruitment-Bereich geworden ist, wurde ebenfalls schon mehrfach erhoben. So würden zum Beispiel 47 Prozent der Teilnehmenden einer Umfrage des Portals karriere.at einen Job ablehnen, wenn dort kein Homeoffice angeboten wird.
Homeoffice ist definitiv gekommen, um zu bleiben. Dabei ist es entscheidend, für alle Mitarbeitenden die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen. Kurz gesagt: Möglichst große Flexibilität und individuelle Gestaltungsfreiheit bei der Umsetzung trifft auf optimale Abstimmung im Team und mit den Führungskräften. Wer diesen Weg einschlägt, trägt viel dazu bei, dass auch im Homeoffice alle ihre Potentiale voll entfalten können.
* Quelle: Repräsentativstudie von Great Place To Work in Österreich über das Bilendi-Onlinepanel
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