Wie sieht die Arbeitswelt 2050 aus?
Dieser spannenden Frage widmeten sich die obersten Vertreter:innen der Top-Arbeitgeber Österreichs unter der Moderation von Michael Köttritsch von der Tageszeitung „Die Presse“ in einer Round-Table-Diskussion.
>>Zu den Highlights der Round-Table-Diskussion: Future Talks<<
Wilfried Sihn, Geschäftsführer der Fraunhofer Austria Research GmbH, wagt es als Erster, eine Zukunftsprognose abzugeben. Er glaubt, ganz allgemein gesagt, dass die Arbeitswelt 2050 völlig anders aussehen wird als heute. Dies beruht seiner Meinung nach auf zwei Entwicklungen:
1. Die Mentalität der jungen Leute: Das Verhalten der Mitarbeitenden wird sich deutlich verändern. Die Menschen werden zukünftig eine andere Erwartungshaltung hinsichtlich ihrer Arbeit haben. Leistung gegen Geld ist vor allem der jungen Generation nicht mehr genug.
Eine aktuelle Mobilitätsstudie der Generation Z besagt: 40 % der unter 25-Jährigen werden 2025 kein eigenes Auto mehr besitzen. Dies führt uns gleich direkt zu seinem zweiten Punkt.
2. Der Klimawandel: Es werden tiefe Einschnitte notwendig sein, um die ambitioniert gesteckten Klimaziele zu erreichen. Trotzdem muss uns bewusst sein, dass unsere Welt dadurch nicht gerettet, sondern nur der Untergang hinausgezögert wird.
Strenge Restriktionen werden kommen müssen. Dies wird zu einer völligen Veränderung auch in der Arbeitswelt führen: beispielsweise weniger Kurzstreckenflüge, dafür mehr Homeoffice. Dies bringt Chancen, aber es braucht dafür viel Vertrauen. Generell wird es mehr Jobs geben, die man auch von zu Hause aus machen kann, sogenannte „intelligente Jobs“, ebenso wie mehr lokale Arbeit, also Urban Manufacturing, Living and Working.
„Jedes Unternehmen hat eine Unternehmenskultur, viele leider die falsche.“
Was braucht es unmittelbar in den nächsten 1–2 Jahren, um zukunftsfit zu sein?
Laut Elke Schaffer, Geschäftsführerin von wedify, brauchen Unternehmen 3 wichtige Eigenschaften, um für die Zukunft gerüstet zu sein:
1. Die Fähigkeit, Innovation anzunehmen und zu leben. Dafür muss eine gewisse innere und äußere Flexibilität vorhanden sein und gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelebt werden.
2. Um zukunftsfit zu sein, muss ein transparentes Arbeiten auf Augenhöhe stattfinden. Das Bilden von Wissensinseln und Machtstrukturen muss dabei bewusst verhindert werden.
3. Die Erwartungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen mit Hilfe neuer Technologien erfüllt werden. Die Unternehmen müssen sich an Bedürfnisse der Next Generation anpassen, um sich im War for Talents durchsetzen zu können.
Markus Dejmek, Geschäftsführer der Immobilien Scout Österreich GmbH, ist überzeugt, dass in Zukunft nicht mehr „from 9 to 5“ gearbeitet wird, sondern „3 zu 2". 3 Tage im Büro und 2 Tage im Homeoffice. Damit das auch gut für alle funktioniert, muss bewusst die Kommunikation im Unternehmen gefördert werden.
Hannes Tschütscher, Human Resources Manager der OMICRON electronics GmbH, unterstreicht, dass Purpose, also Arbeit mit Sinn, immer mehr an Stellenwert gewinnt. Die Möglichkeit der Mitgestaltung und der aktiven Partizipation wird in der neuen Arbeitswelt noch weiter zunehmen.
Arbeitgeber der Wahl zu sein, wird in Zukunft noch wichtiger werden. Dies erreicht man durch ein integratives Ideenmanagement, das alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Innovationsprozess einbindet.
Doris Palz, Geschäftsführerin von Great Place to Work, streicht die Wichtigkeit des Miteinander der Menschen hervor. Auch in Zukunft wird Vertrauen die verbindende Größe – der Kitt – in erfolgreichen Unternehmen sein.
Die Shared Economy und das Social Business erwarten, dass Unternehmen mehr als je zuvor einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Corporate Social Responsibility gewinnt an Stellenwert. Die Unternehmen sind dazu aufgefordert, der Gesellschaft und der Natur etwas zurückzugeben.
Jetzt ist es an der Zeit, die Weichen zu stellen, damit geplante Veränderungen im richtigen Moment ihre volle Wirksamkeit entfalten. Nun ist der Weg für einen tiefgreifenden Wandel in der Welt offen. Vielleicht braucht es einfach etwas weniger Intervention von unserer Seite und dafür mehr Zurück zur Natur, um sich entfalten zu können.
Möglicherweise sollten wir wieder so neugierig sein wie ein Kind und das Entdecken wieder lernen, um es in die Unternehmenskultur einbringen zu können.
Exponentielle Entwicklungen werden wir wohl mit dem Erreichen des Tipping-Points der Digitalisierung vermehrt erleben. Um dafür zukünftig gut gewappnet zu sein, braucht es in sich gefestigte Menschen und Führungskräfte, die die Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen erkennen und nutzen.
Laut Doris Palz wird es zukünftig obsolet sein,
- Stellenbeschreibungen zu verfassen: Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen und seine inneren Potenziale erkannt und gehoben werden.
- Mitarbeitende zu kontrollieren: Das zerstört Vertrauen und schafft unnötige Verunsicherung. Menschen brauchen Freiheit, um sich und ihre Potenziale voll entfalten zu können. Den notwendigen Rahmen schaffen OKRs, in deren Erstellung Mitarbeitende partizipativ eingebunden sind. Alte, starre Führungsstrukturen behindern, neue Führung serviciert den Rahmen, um menschliche Potenziale zu heben.
FürTimo Snoeren, Geschäftsführer der Worthington Cylinders GmbH, zahlt es sich jedenfalls aus, alle Mitarbeitenden auf die Reise zu einem Great Place to Work mitzunehmen. Es muss jedoch allen Beteiligten klar sein, dass dies kein Wellness-Programm ist.
Was können andere Unternehmen von Ihnen als „Österreichs Beste Arbeitgeber 2021“ lernen?
Hannes Tschütscher (OMICRON electronics GmbH) baut auf die Strahlkraft einer starken Arbeitgebermarke. Weiterempfehlungen, vor allem seitens der eigenen Mitarbeitenden, sind etwas Langfristiges und Nachhaltiges.
Wilfried Sihn (Fraunhofer Austria Research GmbH) sieht den Schlüssel zum Erfolg darin, die richtigen Mitarbeitenden zu finden. Diesen bietet Fraunhofer nicht nur viel Freiheit und Verantwortung. Um das Team zu stärken, werden Social Cocktail Parties, Escape-Rooms, Meet-and-Greets und noch vieles mehr veranstaltet und angeboten. Denn:
„Nur zufriedene Mitarbeitende schaffen Höchstleistungen – vorne ist uns zu weit hinten!“
Elke Schaffer (wedify) ist stets bemüht, WOW-Erlebnisse zu erzeugen – bei Kunden, aber auch bei all ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Vision, Purpose und gelebte Unternehmenswerte stehen dabei für sie ebenso im Mittelpunkt wie folgende 3 Erfolgsrezepte:
1. Zuhören
2. Gemeinsames Reflektieren mit allen Mitarbeitenden
3 Gemeinsames Lernen
„Alles, was ich selbst sage, weiß ich schon!"
Markus Dejmek (Immobilien Scout Österreich GmbH) setzt aufs Messen. Er will nicht nur nach seinem Bauchgefühl agieren, denn anhand konkreter Zahlen kann man auch mit anderen besser diskutieren. Ein Perspektivenwechsel bringt oft bessere Lösungen.
Timo Snoeren (Worthington Cylinders GmbH)ist eine lebendige Feedback-Kultur das Wichtigste. Sein Credo: Nur wenn man weiß, wo noch Herausforderungen liegen, kann man daran arbeiten und Verbesserungen erzielen. Außerdem umgibt er sich gerne mit den richtigen Menschen:
„Wenn ich nicht der Dümmste im Raum bin, habe ich etwas falsch gemacht!“
Im Endeffekt geht es um uns: um den Menschen und wie Zukunft gestalten gelingen kann.
Führungskräfte in Unternehmen müssen zu kommunizierenden Gefäßen mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden. So kann Unternehmenskultur gemeinsam gestaltet werden.
So kann Zukunft gelingen!
Hier finden Sie einen Videozusammenschnitt des Round-Table-Gesprächs.